Senioren im Gefängnis

Wussten Sie, dass immer mehr Senioren im Gefängnis einsitzen?

Doch woran liegt das? Wieso sind immer mehr ergraute Häupter hinter Gittern zu sehen oder immer mehr Rollatoren auf Gefängnisfluren? W sind die Gründe dafür? Werden Senioren krimineller?

Diese Fragen können leicht beantwortet werden. Es  gibt immer mehr Senioren, weil die Gesellschaft immer älter wird. Der demographische Wandel macht sich überall bemerkbar, auch in Justizinstitutionen. Nicht die Senioren werden also krimineller, sondern die Gesellschaft wird immer älter. Es gibt weniger Kinder, aber viele ältere Menschen, welche mit den Jahren immer mehr werden und damit ist mehr Kriminalität in dieser breiten Schicht zu finden. Doch richtig darauf eingestellt sind weder Polizei, noch Justiz. Denn mit der Kriminalitätsbekämpfung entstehen auch Probleme bei der Versorgung und Betreuung von Senioren, die im Gefängnis einsitzen. Haftplätze speziell für Ältere sind generell knapp, dennoch muss sich jeder vor dem Recht verantworten. Die JVA Singen befindet sich in Konstanz, ist speziell für Senioren eingerichtet und verfügt sogar über eine Warteliste. Da kommt natürlich auch die Frage auf: ist das gerecht? Dazu muss gesagt werden, dass die JVA Singen europaweit das einzige Seniorengefängnis darstellt. In anderen Gefängnissen entstehen jetzt erst langsam gesonderte Abteilungen für Senioren, wie zum Beispiel im hessischen Schwalmstadt und im Nordrhein-westfälischen Detmold.  Anderswo beschäftigen sich viele Gefängnisdirektoren gar nicht damit, ob etwa Haltegriffe in Toiletten nötig sind, wie breit Gänge sein müssen, damit mit einem Rollator dort gewendet werden kann oder, dass Arbeitskräfte bestmöglichst eine Ausbildung als Krankenpfleger oder Sanitäter abgeschlossen haben sollten, damit sie in Notfällen schnell und angebracht reagieren können.  Und auch die Resozialisierungsmaßnahmen stoßen schnell an ihre Grenzen.  Doch in manchen Gefängnissen wird natürlich auch sinnvoll und gerecht mit den Senioren umgegangen. Dort helfen Pfleger beim waschen, verbandwechseln, Ärzte, Psychologen, Ehrenamtliche kümmern sich um die Gesetzesabtrünnigen.

Es gibt wie fast überall auf jeden Fall hierzu zwei Meinungen: die einen sagen es gibt zu wenige Gefängnisse, die mit Senioren richtig umgehen, die anderen sagen Gefängnisse sollten Gefängnisse sein und keine Seniorenresidenzen. Sozialpädagogin Andrea Ast antwortet auf die Kritik: „All diese Dinge haben nicht den Zweck, dass es den Senioren bessergeht, sondern dass sie auf eigenen Füßen stehen können, wenn sie wieder draußen sind“. Denn wenn sich niemand um die Menschen kümmert, konnte sie oft beobachten, dass einige Senioren sich komplett isolieren, zurückziehen, sich nicht mehr waschen, mit niemandem sprechen und somit geistig und körperlich abbauen. Damit würden auch Folgekosten entstehen, die dann die Gesellschaft tragen muss. Mit guter Fürsorge kann dem vorgebeugt werden. Dennoch sollten die Lebensverhältnisse etwas gefördert werden, denn selbst die Seniorenstation im Gefängnis  kommt beispielsweise bei schweren Erkrankungen schnell an ihre Grenzen. Zusätzlich fehlt oftmals Personal.

Doch Unterstützung sollte dennoch vorhanden sein, denn einige Häftlinge verlassen das Gefängnis nie mehr, andere haben große Pläne für ihr Leben nach der Entlassung. Die Fragen, die sich bei diesen speziell eingerichteten Gefängnissen stellen: Ist das richtig? Ist das falsch? Gnade oder Strafe? Freiheit oder Tod? können wohl kaum vollständig beantwortet werden, doch man kann sich wenigstens wünschen, dass die Insassen eine gerechte, ihnen angepasste Betreuung bekommen, das ist nur menschlich.